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NARKA 2013: Ambulante Narkosen bei Kindern mit seltenen Erkrankungen

Chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Mukoviszidose oder Asthma bronchiale – sofern sie stabil und gut eingestellt sind – grundsätzlich keine Kontraindikationen für ambulante Anästhesien. Anders kann es aber bei seltenen Erkrankungen aussehen, ohne dass es hierfür bislang Leitlinien mit Empfehlungen für das konkrete Vorgehen im Zusammenhang mit ambulanten Anästhesien gibt.

Diese Auffassung vertrat Priv.-Doz. Dr. Richard Ellerkmann, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Uniklinikum Bonn, beim diesjährigen Kongress niedergelassener Anästhesisten (NARKA) vom 13. bis 15. September 2013 in Aachen. Ellerkmann verwies aber auf ein sehr ambitioniertes Projekt aus Erlangen mit dem Namen „Orphan Anaesthesia“, bei dem mittlerweile immerhin 30 von 500 seltenen Erkrankungen inklusive Empfehlungen für die ambulante Anästhesie gelistet sind.


Als Kontraindikationen für eine ambulante Operation im Kindesalter nannte Ellerkmann schwere bronchopulmonale Erkrankungen, hämodynamisch relevante kardiale Erkrankungen sowie ein obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom (OSAS) mit mindestens einem Atemaussetzer pro Stunde. Als Hochrisikofaktoren für ein OSAS nannte Ellerkmann die morbide Adipositas und Mund-Kiefer-Gaumen-Spalten. „Ein OSAS tritt auch oft bei kleinen Patienten mit Down Syndrom auf, es ist aber nicht immer so schwer ausgeprägt, als dass man generell von einer ambulanten Operation abraten muss“, sagte Ellerkmann.


Er widersprach damit einer aktuellen Publikation (CME-Beitrag „Anästhesiologische Besonderheiten der Trisomie 21 in „Der Anaesthesist“, Ausgabe 5.2013), in der ein Down-Syndrom bei einem Kind grundsätzlich als Kontraindikation für das Ambulante Operieren bezeichnet wurde. Ein Down-Syndrom gehe zwar häufig mit angeborenen Herzfehlern, einer Makroglossie (und damit einem erhöhten OSAS-Risiko), einem verringerten Muskeltonus im Babyalter, Hyperthyreose sowie Trachealstenosen einher. „Viele dieser Risiken sind aber gut beherrschbar, so dass eine generelle Warnung vor einem ambulanten Setting übertrieben erscheint“, sagte Ellerkmann.

Grundsätzlich riet er OP-Teams dazu, ambulante Operationen an Kindern mit seltenen Erkrankungen – sofern keine klaren Indikationen gegen eine ambulante Durchführung sprechen – lieber auf den frühen Vormittag zu legen, damit die Kinder noch  möglichst lang in der Einrichtung nachbeobachtet werden können.

www.orphananesthesia.eu

http://www.springermedizin.de/kursdetails/?offeringId=dowbt000000000008758